Ford 289: Simmerring-Umbau von zweiteilig auf einteilig
Ölflecken unter dem Auto? Besitzer klassischer Ford V8-Motoren (wie dem 289 cui Windsor) kennen das Problem: Der hintere Kurbelwellendichtring – in der Umgangssprache oft Simmerring genannt – neigt im Originalzustand zum Lecken. In diesem Artikel erklären wir, warum der originale zweiteilige Simmerring des Ford 289 und ähnlicher Motoren anfällig für Undichtigkeiten ist und wie eine Umrüstung auf einen einteiligen Simmerring Abhilfe schafft. Diese Umrüstung ist keine einfache DIY-Aufgabe, sondern erfordert Fachwissen und Präzision – doch sie kann dafür sorgen, dass Ihr klassischer V8 endlich dauerhaft dicht bleibt. (Hinweis: Dies ist keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Selbermachen, sondern ein Überblick über das Verfahren und dessen Vorteile.)
Der hintere Simmerring und warum er wichtig ist
Der hintere Kurbelwellendichtring sitzt an der Stelle, wo die Kurbelwelle aus dem Motorblock zur Getriebeglocke führt. Seine Aufgabe ist es, das Motoröl im Inneren des Motors zu halten und zu verhindern, dass Öl an der Rückseite des Motors austritt. Wenn dieser Dichtring undicht ist, äußert sich das meist in Form von Öl, das aus der Verbindung zwischen Motor und Getriebe heraustropft – unschön für Garage oder Einfahrt und potenziell gefährlich für den Motor (durch Ölverlust) und die Umwelt.
Bei Ford-V8-Motoren der 1960er und 70er Jahre (inklusive des 4,7-Liter 289 cui) wurde ab Werk ein zweiteiligerSimmerring verwendet. Das bedeutet: Der Dichtring besteht aus zwei Hälften (Halbringe), die um die Kurbelwelle gelegt und im Lagerbock zusammengefügt werden. Frühe Exemplare hatten sogar Ropedichtungen (aus einem ölgetränkten Seilgeflecht), die später durch zweiteilige Gummi- oder Viton-Dichtungen ersetzt wurden. Diese Konstruktion erfüllte zwar grundsätzlich ihren Zweck, ist aber bauartbedingt anfällig für Undichtigkeiten. Warum? Dazu schauen wir uns die Unterschiede zum neueren einteiligen Design an.
Zweiteiliger vs. einteiliger Simmerring: Wo liegt das Problem?
Beim zweiteiligen Simmerring gibt es eine Trennfuge: die beiden Hälften müssen exakt abdichten, was in der Praxis knifflig sein kann. Schon minimaler Versatz oder ungleichmäßiges Anziehen des Lagerbocks kann dazu führen, dass ein Spalt oder Versatz entsteht – und hier findet das Öl seinen Weg nach draußen. Zudem unterliegt das Dichtungsmaterial Alterung; nach Jahrzehnten wird es hart oder spröde. Viele Besitzer stellen fest, dass ihr frisch ersetzter zweiteiliger Simmerring trotzdem nach kurzer Zeit wieder ölfeucht ist. Die Wahrheit ist: Alle zweiteiligen Dichtungen neigen früher oder später zum Lecken – selbst bei korrekter Montage. Ford war dieses Problem bewusst und setzte bis 1982 dennoch auf das 2-teilige Design. Mit der Einführung der 5.0L-Version des Windsor-Motors (302 cui) ab 1982 wechselte Ford dann auf einen modernen, einteiligen Simmerring, um die Leckage-Probleme ein für alle Mal zu lösen.
Ein weiterer Nachteil der alten Konstruktion: Der Austausch eines undichten zweiteiligen Dichtrings ist aufwändig. Zwar kann man ihn auch bei eingebautem Motor tauschen, aber dazu muss zumindest die Ölwanne abgenommen und der hintere Hauptlagerbock gelöst werden – eine schmutzige und zeitraubende Prozedur. Und selbst dann ist nicht garantiert, dass der neue 2-teilige Ring perfekt dicht hält. Kurz gesagt: Der zweiteilige Simmerring ist eine Schwachstelle im klassischen Ford-V8-Design, die oft zu öligen Überraschungen führt.
Die Lösung: Ein einteiliger Simmerring
Moderne Motoren – und ab Mitte der 80er auch die Ford-Windsor-V8 – verwenden einen einteiligenKurbelwellendichtring. Dieses Design hat keinen Stoß und damit keine Trennstelle, an der Öl austreten könnte. Der Dichtring ist ein durchgehender Ring (ähnlich einem Radialwellendichtring), der von hinten über den Kurbelwellenflansch geschoben und in eine Passung im Block eingesetzt wird. Der große Vorteil dieses Designs: Richtig eingebaut hält ein einteiliger Simmerring in der Regel dauerhaft dicht. Die Automobilindustrie stellte nicht ohne Grund um – bei Ford und anderen Herstellern ging man in den 1980ern auf einteilige Dichtringe über, um Ölverluste an der Kurbelwelle zu eliminieren.
Für den Besitzer hat der einteilige Simmerring noch einen praktischen Pluspunkt: Sollte er in der fernen Zukunft doch einmal gewechselt werden müssen, ist der Tausch wesentlich einfacher. Man kann den Ring von der Getriebeseite aus wechseln, ohne den Motor zu öffnen oder die Ölwanne demontieren zu müssen.
Getriebe und Schwungrad runter, alter Dichtring heraushebeln, neuen vorsichtig einsetzen – fertig. Beim zweiteiligen System war das weitaus komplizierter, wie oben beschrieben. Insgesamt bietet der einteilige Simmerring also mehr Dichtigkeit und weniger Wartungsaufwand.
Umbau des Ford 289 auf einen einteiligen Simmerring
Kann man einen älteren Ford 289 (oder 302) Motor auf den moderneren Simmerring umrüsten? Ja, das geht – mit fachgerechter Anpassung. Die Basis bildet dabei der einteilige Dichtring aus den späten 5.0-Liter Ford-Motoren. Ein gängiges Beispiel ist ein Fel-Pro Dichtring (Ford Nr. C9OZ-6701-A), der ab Baujahr 1982 im 302/5.0 verwendet wurde.
Dieser Ring hat die gleichen Abdichtmaße wie der alte zweiteilige – jedoch passt er nicht ohne Weiteres in den alten Motor, da der Motorblock entsprechend modifiziert werden muss.
Konkret muss hinten am Kurbelgehäuse eine passgenaue Aussparung gefräst werden, um den einteiligen Dichtring aufzunehmen.
Bei den späten 5.0-Blöcken ist diese Passung bereits ab Werk vorhanden; bei einem frühen 289/302 muss sie nachträglich eingebracht werden. Das erfordert millimetergenaue Maschinenarbeit. In der Regel wird der Motor dafür komplett zerlegt: Kurbelwelle raus, Hinterseite des Blocks und der hintere Lagerdeckel (Main Cap) auf einer Fräs- oder Drehbank bearbeiten. Dabei wird Material abgetragen, um den Sitz für den neuen Dichtring zu schaffen.
Ebenso wichtig ist ein Blick auf die Kurbelwelle selbst: Ältere Kurbelwellen haben oft einen integrierten Öl-Ableitring bzw. einen breiteren Flansch, der für den zweiteiligen Simmerring (bzw. früher die Sealdichtung) optimiert ist. Damit der einteilige Ring über den Kurbelwellenflansch passt (und dort abdichten kann), muss gegebenenfalls der Rand der Kurbelwelle abgedreht oder eine andere Welle verwendet werden. Viele Umrüstungen setzen auf einen modernen 5.0-Kurbelwellenrohling oder bearbeiten die originale Welle entsprechend. Diese Änderungen an Block und Welle sollten nur von erfahrenen Motorenbauern durchgeführt werden – Präzision ist hier ausschlaggebend, damit später alles öl- und spannungsfrei passt.
Nach der Maschinenarbeit folgt die Motor-Montage mit dem neuen Dichtring. Dabei wird der einteilige Simmerring von hinten über die Kurbelwelle geschoben und in den gefrästen Sitz eingesetzt. Oft kommt ein spezielles Montagewerkzeugzum Einsatz, um den Dichtring gleichmäßig und unbeschädigt einzupressen. Anschließend wird der Motor mit neuen Dichtungen (z.B. empfiehlt sich auch eine neue einteilige Ölwannen-Dichtung) wieder komplettiert. Das Ergebnis dieser Prozedur ist ein umgebauter Motorblock, der nun denselben Dichtringtyp nutzt wie spätere Baujahre. Von außen ist der Umbau kaum erkennbar – aber spätestens beim ersten ausgiebigen Fahrtest wird man merken: Hinten bleibt alles trocken.
Video-Tipp: Wie ein solcher Umbau in der Praxis aussieht, zeigen wir in folgendem YouTube-Video. Hier wird anschaulich dargestellt, wie ein Ford-V8-Block für den einteiligen Wellendichtring vorbereitet und der Dichtring installiert wird: Simmerring-Umbau Ford 289 – Video ansehen.
Vorteile der Umrüstung und warum zum Fachmann?
Die beschriebenen Mühen lassen erahnen: Dieser Umbau ist nichts für die Garage zuhause. Man benötigt präzise Maschinen und umfangreiche Motorenbauerfahrung. Doch für diejenigen, die ihr klassisches Fahrzeug trocken und zuverlässig haben möchten, lohnt sich die Investition. Hier fassen wir die wichtigsten Vorteile der Umrüstung zusammen:
Dauerhafte Dichtigkeit: Ein einteiliger Dichtring eliminiert die anfällige Stoßstelle. Öllecks am hinteren Kurbelwellenlager gehören damit der Vergangenheit an – kein Ölverlust und keine unschönen Flecken mehr unter dem Auto.
- Weniger Wartungssorgen: Ist der Motor einmal auf den modernen Simmerring umgerüstet, hat man meist jahrelang Ruhe. Sollte der Ring doch mal getauscht werden müssen, geht das ohne Motorzerlegung vonstatten. Insgesamt steigt die Alltagstauglichkeit des Klassikers.
Wertsteigerung und Zuverlässigkeit: Ein trockenes, dichtes Triebwerk ist auch aus Sicht der Fahrzeugpflege und -bewertung ein Plus. Potenzielle Käufer oder Prüfer (TÜV) wissen einen ölfreien Motor zu schätzen – es wirkt gepflegter und es besteht weniger Brand- oder Umweltgefahr durch Öl.
Professionelle Ausführung: Durch die Durchführung in einer Fachwerkstatt ist sichergestellt, dass alles sachgerecht geschieht. Spezialisten verfügen über das notwendige Equipment (etwa zum Ausfräsen des Motorblocks und für die präzise Montage) sowie Erfahrung mit US-V8-Motoren. Damit wird das Risiko von Folgeschäden minimiert.
Ein erfahrener Motorenbauer für US-Fahrzeuge – zum Beispiel Radspieler Classic GmbH in Gundremmingen – kann eine solche Umrüstung im Zuge einer Motorüberholung professionell durchführen. Oft bietet es sich an, den Umbau vorzunehmen, wenn der Motor ohnehin gerade revidiert oder ausgebaut ist (z.B. wegen einer Komplettrestaurierung), da der Mehraufwand dann geringer ausfällt. Die Kosten einer undichten Kurbelwellendichtung (häufiges Nachfüllen von Öl, eventuelle Motorschäden durch Ölverlust, Reinigungsaufwand) können auf Dauer höher sein als eine einmalige fachgerechte Umrüstung. Zudem spart man sich den Frust, einen Dichtring vielleicht mehrfach wechseln zu müssen, nur um doch wieder einen Tropfen am Motor zu finden.
Fazit
Der Umbau von einem zweiteiligen auf einen einteiligen Simmerring beim Ford 289 (sowie 260/302 Small Block) ist eine clevere dauerhafte Lösung für ein chronisches Problem klassischer V8-Motoren. Zwar erfordert die Umrüstung Spezialwissen, Maschinen und Sorgfalt – doch die Vorteile für Dichtigkeit und Zuverlässigkeit sprechen für sich. Wer genug hat von ständig ölfeuchten Motoren oder immer neuen Dichtungsversuchen, sollte diesen Schritt in Erwägung ziehen. Am besten lässt sich die Modifikation im Rahmen einer Motorüberholung durchführen, wenn der Antriebsstrang ohnehin offen liegt.
Mit einem modernisierten einteiligen Simmerring wird Ihr klassischer Ford-V8 zukunftssicher abgedichtet. Sie können den Fahrspaß genießen, ohne ständig auf Ölverlust achten zu müssen. Die subtile Verbesserung ist von außen kaum sichtbar, aber in der alltäglichen Nutzbarkeit enorm spürbar. Radspieler Classic als spezialisierte Fachwerkstatt für US-Klassiker steht Ihnen bei Fragen zu diesem Umbau gerne beratend zur Seite – so wird Ihr Motor professionell und dauerhaft öldicht, damit Ihr Klassiker auf der Straße und nicht in der Werkstatt glänzt.





